Asche – zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht

Wo einst das Leben blühte
herrscht nun der Tod.
Wo Liebe die Menschen vereinte
siegt der Haß.
Das Herz wird zu Stein.
Die Blumen zu Asche.

Erst brannten die Bücher.
Die Freiheit der Gedanken
war den Herrschenden unangenehm.
Ihre enge Weltsicht war brüskiert
durch Witz und Humor,
durch Satire und Klugheit.
Was sich ihrem Denken nicht unterwarf
sich der Propaganda nicht beugte,
musste brennen und zu Asche werden.
Staub, den der Wind verweht.

Dann brannten Häuser:
die Wohnungen und die Werkstätten,
die Museen und Galerien,
die Bäder und Schulen,
sogar die Häuser Gottes,
die Synagogen.
Kein Stein blieb auf dem anderen.
Gold und Marmor zierten die Häuser der Mörder,
Bilder und Statuen wurden geraubt.
Zurück blieb Schutt und Asche;
Staub, den der Wind verweht.

Am Ende brannten Menschen.
Männer, die Arbeitskollegen gewesen;
Frauen, die gemeinsam gekocht,
Kinder, die man kannte vom Besuch im Zoo,
vom Einkauf auf dem Markt,
vom Schwimmen im Teich,
vom Tanz im festlichen Saal
unter dem Leuchter aus Kristall…
Sie verbrannten in ihren Häusern,
in den Öfen der Konzentrationslager.
Zurück blieb die Asche,
Staub, den der Wind verweht.

Zurück blieben aber auch ihre Namen,
ihre Geschichten, Briefe, Fotos…
Erinnerungen an ein dünnes Kind in kurzer Hose;
An eine freundliche Frau mit dem Brautstrauß in der Hand.
An den Mann mit der Brille und dem schwarzen Haar.

Zurück blieben die Stolpersteine,
die schmerzende Schuld,
das Gewissen, das nicht zur Ruhe kommen kann,
nicht kommen darf…

Denn wer die Geschichte vergisst,
ist dazu verdammt,
sie noch einmal zu erleben.

Und wer nicht vergessen ist,
widersteht noch dem Wind,
der Staub und Asche
verweht…

2 Gedanken zu “Asche – zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht

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