Vom Nutzen der Tradition

Eine jüdische Legende erzählt, dass eines Tages eine große Dürre über das Land kam. Ein besonders geistbegabter Rabbi ging an einen besonderen Ort, den er vor allen geheim hielt und sprach ein besonderes Gebet mit der Bitte um Regen, das nur er kannte, und Gott. Der Allmächtige war gnädig und erhörte das Gebet.

Das Wissen um den Ort und den Wortlaut des Gebetes gab der Rabbi auf dem Sterbebett an seinen Sohn weiter und dieser wieder an seinen Sohn.

Hundert Jahre später kam wieder eine quälende Dürre über die Felder und der Urenkel des Rabbi wurde gebeten, wie sein Vorfahr um Regen zu beten. Er versprach es, aber er fand den besonderen Ort nicht mehr, an dem das Gebet zu sprechen war.

Da betete er: „Allmächtiger, den Ort weiß ich nicht mehr, aber die Worte kenne ich. So sei gnädig und erhöre das Gebet.“ Und auch diesmal endete die Dürre in einem Regen.

200 Jahre später wurde das Land wiederum von einer entsetzlichen Dürre heimgesucht und in ihrer Verzweiflung erinnerten sich die Menschen an die Geschichten ihrer Urgroßeltern, die von einem wunderbaren Rabbi erzählten, dessen Gebet die Dürre beendet hatte. Man suchte und fand einen Nachkommen dieses Rabbi und flehte ihn an, wie sein Vorfahr für das Volk um Regen zu beten.

Der ging in den Wald und warf sich verzweifelt auf die Erde und schrie: „Allmächtiger, weder weiß ich den Ort für ein Wunder wirkendes Gebet noch den Wortlaut. Ich weiß nur, wir leiden entsetzliche Not und du bist ein barmherziger Gott. Hilf uns! Amen.“ Da rauschte der so lang ersehnte Regen vom Himmel herab

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