November Blues

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Valencia. Eine der europäischen Hauptstädte für street art. Künstlerinnen und Künstler malen auf öffentlichen Flächen eindrucksvolle Symbole, Portraits, Chiffren und tags, manche eher subversiv im Geheimen, manche in bezahlten Auftragsarbeiten, wobei die Übergänge oft fließend sind. Manche haben sich mit ihrer Kunst einen Namen gemacht; sie betreiben auch Seiten auf Instagram oder deviant art, um ihre Werke zu zeigen. Andere wollen anonym bleiben. Aber sie alle tragen zu dem besonderen Flair der spanischen Stadt bei. Längst werden die Bilder nicht mehr übermalt, sie werden im Gegenteil mit Stolz in Kunstkatalogen und Touristenbroschüren als besondere Attraktion für einen Besuch empfohlen…

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Neben dem offiziellen Kulturangebot finden Touristen hier eine Freiluftgalerie, die in einem ausgedehnten Spaziergang durch die Quartiere am Rande des Hafenviertels und in den gentrifizierten Wohnbereichen nördlich der Altstadt erkundet werden kann…

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Mit ihrer Farbenpracht leuchten die Bilder gegen die Tristesse nach dem heißen Sommer und helfen den Valencianern durch den November Blues….

Mein stolzes Herz…

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Halloween. Anscheinend kann man nichts mehr dagegen machen. In allen Orten rund um den Flughafen hier in meiner Gemeinde wird es gefeiert, vor allem von den Kindern, die sich gerne als Gespenst, Skelett oder Gruselclown verkleiden, als Vampir, Teufel oder Hexe… Sonst übliche Bedenken gegen zu sehr zuckerhaltige Bonbons oder Schokoriegel werden großzügig vergessen, und Haus und Garten werden üppig mit Tand und Flitterwochen dekoriert, die am Tag nach dem 31. Oktober als Plastikmüll und ElektroSchrott die Umwelt belasten. Alles Sachen, die man als Pfarrer nicht wirklich gut findet. Die Kleinen ziehen dann durch den Ort, klingeln hier und da, fordern „Süßes, sonst gibt ’s Saures“ Süßigkeiten ein, und wenn jemand nichts geben will, wird die Türklinke mit Senf eingerieben, der Garten mit Klopapier dekoriert oder das Auto mit Mayonnaise beschmiert. In der Regel können die Schäden leicht behoben werden, es sind alles recht harmlose Scherze.

Die Älteren nutzen den Grusel-Tag, um sich mit alkoholischen Getränken zu zu schütten und dann in nicht mehr ganz zurechnungsfähigem Zustand noch viel üblere Streiche zu veranstalten. Wenn die Kinder im Bett sind, ziehen die Rabauken durch die Straßen, werfen Knallkörper in Briefschlitze, zerkratzen Autolack, zünden Mülltonnen an, tun Dinge, die man bei bestem Willen nicht mehr harmlos nennen kann.

Als Kirchenmensch steht man ja schnell als Spielverderber da, wenn man erwas gegen den Gruselspaß einzuwenden hat, gegen Spinnennetze und Kürbisse im Garten, gegen Knochengerippe und Fledermäuse an der Haustür, gegen alkoholselige Parties unter Freunden mit einem anschließenden Zug durch die Gemeinde. Immerhin fing das Ganze ja sogar im kirchlichen Umfeld an. Am Vorabend des Feiertages Aller Heiligen – so wurde erzählt – ist der Abstand zwischen unserer Welt und dem Reich der Toten geringer und leichter zu überwinden als sonst im Jahr, und darum sind diese Zeiten gut geeignet, Gräber zu schmücken, Kerzen für die Toten aufzustellen und in einer Feier zu Hause oder in der Kirche an sie zu denken. Um diese Feiertage Allerheiligen und Allerseelen hat sich im Lauf der Jahrhunderte viel Aberglaube und heidnisches Brimborium angesammelt, darum hat man also jetzt auch Vampirgebisse, Totenköpfe, Kürbisse mit Gruselgesichtern und viel mehr im Angebot der Läden, die an diesem Feiertag prächtig verdienen.

In kirchlich geprägten Wohngebieten ziehen die Kinder am Martinstag mit ihren Laternen durch die Nacht, am DreiKönigsTag klopfen sie verkleidet an alle Türen und sammeln Spenden (und Süßigkeiten), und immer mehr feiern auch die Erwachsenen das Knut-Fest, bei dem die Tannenbäume verbrannt (und reichlich alkoholische Getränke konsumiert) werden.

Halloween ist ursprünglich in der irischen und schottischen Kirche gefeiert worden, wo es sicher auch im Zusammenhang mit der Kultur der Kelten und Bretonen entstanden ist. Mit den „Gründervätern und ihren christlich-methodischen Familien kam Halloween in die Vereinigten Staaten, von wo es jetzt als profanisiertes und populär-kulturelles Brauchtum zu uns zurück kehrt.

Es bedeutet nichts mehr; kaum noch jemand kennt die Zusammenhänge, in denen das Fest Halloween einmal entstanden ist. Wie Valentinstag, Ostern und Weihnachten ist es zu einem Konsumfest verkommen.

Ich hoffe, dass der Film Coco aus der Traumfabrik PIXAR im Laufe der Jahre eine neue Gedankenwelt einführen kann: die aus Südamerika stammende Vorstellung vom Tag der Toten, wo die Gegenwart der Verstorbenen in fröhlichen Stunden gefeiert wird, mit Tanz und Musik, mit gemeinsamen Festessen, viel Blumenschmuck und – ja, auch mit bemalten und geschmückten Skeletten und Totenköpfen.

Der Film und auch das Fest der Toten im südamerikanischen Stil hat eine durchgehend positive Stimmung, es geht nicht um Gruseln, nicht um „Saures“ und nicht darum, anderen mit üblen Streichen eins auszuwischen. Es geht um die Gemeinschaft in der Familie und auch mit jenen, die schon in das unbekannte Land vorangegangen sind und nur an einem Tag im Jahr wieder zu Besuch kommen können und die dann liebevoll und ehrfürchtig begrüßt werden.

Ich würde mir wünschen, dass Familien an diesem Tag den Film Coco sehen, wie sie zu Weihnachten „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gucken und an Silvester „Dinner for one“, dann wären Uroma und Uropa und ihre Mütter und Väter auch den Kindern heutzutage wieder vertrauter, die so selten Gelegenheit haben, Geschichte und Familentraditionen im eigenen Leben zu erfahren.

Valencia – Stadt der Kunst und Wissenschaft…

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Ein ganzer Stadtteil wurde neu gebaut. Ein naturwissenschaftliches Museum, ein Ozeanum mit 20000 Tieren aus aller Welt, ein Planetarium und ein Musikzentrum mit Opernhaus und Saal für Kammermusik steht seit 30 Jahren als Touristenattraktion am Rand der Stadt im Süden Spaniens.

Im Wasser spiegelt sich die geschwungene Form der modernen Gebäude und erzeugt so die futuristische Atmosphäre, die noch in hundert Jahren die Besucherinnen und Besucher begeistern wird.

Von der Sehnsucht nach dem Geruch der alten Zeit

Es ist Herbst geworden, das lässt sich jetzt nicht länger leugnen. Es wird schon früh dunkel; abends drängt sich das Licht der Straßenlaternen durch den Nebel und glitzert müde auf dem nassen Asphalt. Die Blätter an den Bäumen werden rot und lassen sich fallen, als ob sie erschöpft sind nach den langen, heißen Tagen im Sommer.

Durchgefroren und mit nassen Haaren bin ich nach Hause gekommen. Ich habe heiß geduscht, mich in meinen Bademantel eingemummelt und mich mit einem Buch einer Tasse Kakao auf das Sofa gelegt. Neben mir schnurren Micky und Kimba. Für sie ist die Welt in Ordnung, weil sie Futter haben und bei mir im Wohnzimmer sein dürfen.

Und ich bin auf einmal vier Jahre alt…

Damals, 1967, saß ich genau so bei meiner Oma auf dem Sofa, nach dem Bad warm eingepackt in eine weiche Decke, einen Becher Kakao in der Hand und den „Struwwelpeter“ auf dem Schoß. Da im Wohnzimmer fauchte ein Ofen leise und fraß die schweren schwarzen Eierkohlen, mit denen die Leite damals heizten. Jeden Tag im Winter trug ich einen kleinen Eimer voll Kohlen aus dem Keller nach oben in die Wohnung, damit wir heißes Wasser hatten und damit es warm wurde in der Küche und in der Stube. Der Flur und das Schlafzimmer blieben kalt.

Ich erinnere mich genau an den Geruch des Kohlenfeuers; es roch ein bisschen nach Staub und heißer Asche, nach roter Glut und schwarzer Erde. Die warme Luft in Omas Wohnzimmer konnte ich auf der Zunge schmecken, sie war nicht farblos und durchsichtig, sie stieg in die Nase wie der Geruch von Herbstlaub und Neuschnee, wie der Duft der Zigarren meines Opas und wie der Geruch des Teppichs, auf dem ich spielte. Es war der Duft von Stofftieren und Kerzen in der Adventszeit, der Geruch unbeschwerter Jahre in meiner Kindheit. Für mich blieb dieser Geruch ein halbes Jahrhundert lang verbunden mit Wärme und Gemütlichkeit.

Ich erinnere mich auch an das Ticken der Pendeluhr an der Wand, deren Zeiger den Sonntag vergehen ließen, bis es Zeit war für die Abendnachrichten und das Sandmännchen und dann für ein Nachtgebet in dem dicken großen Federbett im kalten Schlafzimmer. Viele Jahre lang hat meine Oma jeden Abend mit mir gebetet, bis sie es nicht mehr getan hat. Diese Erinnerung ist ein Grund dafür, daß ich nun Pfarrer geworden bin.

Übermorgen hätte meine Oma Geburtstag. Aber sie ist lange schon tot. Ich denke immer wieder mal an sie, und dann vermisse ich sie.

Ein Dankeschön für die Ehrenamtlichen in meiner Kirchengemeinde


Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Ehrenamtliche in der Gemeinde.
 
Ihr seid die Menschen, ohne die hier gar nichts geht.
Die Pfarrer wissen das, der Vikar weiß das auch,
und die Hauptamtlichen in der Gemeinde wissen,
dass sie ohne eure Hilfe aufgeschmissen sind.
 
Ab und zu haben wir euch unsere Dankbarkeit gezeigt,
und dieses Fest soll auch ein Zeichen sein,
dass wir eure Mitarbeit sehr schätzen…
 
Wie ist es gekommen, dass Ihr hier mitarbeitet und helft?
Manche sind von einem Pfarrer
oder einer Mitarbeiterin angesprochen worden,
vielleicht schon vor langer Zeit,
manche von euch haben vielleicht selbst erkannt,
dass es in der Gemeinde eine Not gibt,
die nach eurer Hilfe schreit.
Manche haben vielleicht sogar eine Art Berufung von Gott gefühlt.
 
Und dann habt ihr die Erfahrung gemacht, wie sehr ihr gebraucht werdet.
Oft ist es nicht bei einem einzigen Ehrenamt geblieben.
So ist es nämlich immer in einer Kirchengemeinde:
 
…gibst du hier den kleinen Finger
nimmt sie gleich die ganze Hand.


Jeden Monat, immer wieder,
trifft sich hier der GKR.
Man berät und man entscheidet ,
Dieses Amt ist ziemlich schwer.

Man muss Geld verwalten, Kirchdienst planen
helfen bei dem Sommerfest.
Manchmal Kann man vorher ahnen,
dass sich was länger ziehen lässt.

Muss man ein Logo hier gestalten,
weiß man jetzt in unserem Land:
Hier reicht nicht der kleine Finger ,
Hier braucht man die ganze Hand.
 

Der GemeindeBrief ist fertig.
Frisch gedruckt und schön sortiert
wartet er auf flinke Hände
Damit er ausgeliefert wird.

Und es laufen durch die Straßen
hin und her, von Tür zu Tür
nette, frohe, schnelle Menschen
So wie du und du und ihr.

Schon in acht Wochen kommt der nächste
Das ist lange schon bekannt.
Reicht Du hier den kleinen Finger
nimmt man gleich die ganze Hand.


Die Gemeinde braucht Musik!
Der Chöre gibt es hier gleich zwei.
Der Gottesdienst ist doch viel schöner
Wenn ein Chorgesang dabei.

Die Chorwerkstatt erfüllt die Kirche
Mit Stimmen voller Klang und Braus.
Und manchmal singen auch die Kinder
Von unten an bis oben aus.

Und wenn sogar ein Musical
zu Proben ist, so zauberhaft galant…
das geht nicht mit dem kleinen Finger.
Hier braucht ’s eine ganze Hand

 
Konfirmanden sind die Zukunft.
Noch zwanzig Jahre, dann sind sie’s
Die täglich hier gestalten werden
Was Kirche ist. Was nicht . Und wie’s

Dann hier Im Hause zugeh’n wird.
Ob man noch predigt? Woran man glaubt?
Wie man als Christ lebt. Ob überhaupt
sich für uns wer in’tressiert?

Die Teamer sind als Vorbild wichtig.
An ihnen wird all das erkannt.
Sie reichen mehr als einen Finger,
Und nehm die Jugend bei der Hand.
 
 
Die ganz Kleinen in der Kirche
sind nur ein paar Wochen alt,
bis sie Teenager geworden,
haben sie hier einen Halt.
 
Sie und ihre Eltern finden
bei uns einen schönen Platz,
backen Waffeln, suchen Schätze,
füllen Räume mit Rabatz.
 
Kochen, Malen, Singen, Krabbeln
auf dem Teppich und im Sand,
und nehm’ in ihre kleinen Finger
uns’re ausgestreckte Hand.
 
 
Und die bei uns alt geworden,
Senioren nennt man sie,
treffen sich zum Bibellesen,
mit Neugierde und Phantasie.

Feiern auch in froher Runde
Geburtstag, Weihnachten und mehr,
essen Martinsgans und Kuchen,
trinken Kaffee, reden sehr…
 
Fröhlich, freundlich, frisch und frei,
liebenswürdig und charmant –
gibt man hier den kleinen Finger,
bekommt man oft die ganze Hand.
 
 
Am Ende Gott – amazing grace
Er segnet, was wir tun, an jedem Tag.
Er hat uns durch die Zeit begleitet
und bleibt bei uns, was immer kommen mag.
 
Ihm gehört vor allem andren unser Dank.
In guter und in schwerer Zeit.
Seine Liebe brachte uns zusammen.
Und unser tun ist immer ihm geweiht.
 
Am Ende Gott. Gott ist die Liebe.
Das machen wir durch unser tun bekannt…
Er gibt nicht nur den kleinen Finger
Er reicht uns allen gnädig seine Hand.

 
Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Ehrenamtliche in der Gemeinde.
 
Ihr seid die Menschen, ohne die hier gar nichts geht.
Die Pfarrer wissen das, der Vikar weiß das auch,
und die Hauptamtlichen in der Gemeinde wissen,
dass sie ohne eure Hilfe aufgeschmissen sind.
 
Ab und zu haben wir euch unsere Dankbarkeit gezeigt,
und dieses Fest soll auch ein Zeichen sein,
dass wir eure Mitarbeit sehr schätzen…
 
Wie ist es gekommen, dass Ihr hier mitarbeitet und helft?
Manche sind von einem Pfarrer
oder einer Mitarbeiterin angesprochen worden,
vielleicht schon vor langer Zeit,
manche von euch haben vielleicht selbst erkannt,
dass es in der Gemeinde eine Not gibt,
die nach eurer Hilfe schreit.
Manche haben vielleicht sogar eine Art Berufung von Gott gefühlt.
 
Und dann habt ihr die Erfahrung gemacht, wie sehr ihr gebraucht werdet.
Oft ist es nicht bei einem einzigen Ehrenamt geblieben.
So ist es nämlich immer in einer Kirchengemeinde:
 
…gibst du hier den kleinen Finger
nimmt sie gleich die ganze Hand.


Jeden Monat, immer wieder,
trifft sich hier der GKR.
Man berät und man entscheidet ,
Dieses Amt ist ziemlich schwer.

Man muss Geld verwalten, Kirchdienst planen
helfen bei dem Sommerfest.
Manchmal Kann man vorher ahnen,
dass sich was länger ziehen lässt.

Muss man ein Logo hier gestalten,
weiß man jetzt in unserem Land:
Hier reicht nicht der kleine Finger ,
Hier braucht man die ganze Hand.
 

Der GemeindeBrief ist fertig.
Frisch gedruckt und schön sortiert
wartet er auf flinke Hände
Damit er ausgeliefert wird.

Und es laufen durch die Straßen
hin und her, von Tür zu Tür
nette, frohe, schnelle Menschen
So wie du und du und ihr.

Schon in acht Wochen kommt der nächste
Das ist lange schon bekannt.
Reicht Du hier den kleinen Finger
nimmt man gleich die ganze Hand.


Die Gemeinde braucht Musik!
Der Chöre gibt es hier gleich zwei.
Der Gottesdienst ist doch viel schöner
Wenn ein Chorgesang dabei.

Die Chorwerkstatt erfüllt die Kirche
Mit Stimmen voller Klang und Braus.
Und manchmal singen auch die Kinder
Von unten an bis oben aus.

Und wenn sogar ein Musical
zu Proben ist, so zauberhaft galant…
das geht nicht mit dem kleinen Finger.
Hier braucht ’s eine ganze Hand

 
Konfirmanden sind die Zukunft.
Noch zwanzig Jahre, dann sind sie’s
Die täglich hier gestalten werden
Was Kirche ist. Was nicht . Und wie’s

Dann hier Im Hause zugeh’n wird.
Ob man noch predigt? Woran man glaubt?
Wie man als Christ lebt. Ob überhaupt
sich für uns wer in’tressiert?

Die Teamer sind als Vorbild wichtig.
An ihnen wird all das erkannt.
Sie reichen mehr als einen Finger,
Und nehm die Jugend bei der Hand.
 
 
Die ganz Kleinen in der Kirche
sind nur ein paar Wochen alt,
bis sie Teenager geworden,
haben sie hier einen Halt.
 
Sie und ihre Eltern finden
bei uns einen schönen Platz,
backen Waffeln, suchen Schätze,
füllen Räume mit Rabatz.
 
Kochen, Malen, Singen, Krabbeln
auf dem Teppich und im Sand,
und nehm’ in ihre kleinen Finger
uns’re ausgestreckte Hand.
 
 
Und die bei uns alt geworden,
Senioren nennt man sie,
treffen sich zum Bibellesen,
mit Neugierde und Phantasie.

Feiern auch in froher Runde
Geburtstag, Weihnachten und mehr,
essen Martinsgans und Kuchen,
trinken Kaffee, reden sehr…
 
Fröhlich, freundlich, frisch und frei,
liebenswürdig und charmant –
gibt man hier den kleinen Finger,
bekommt man oft die ganze Hand.
 
 
Am Ende Gott – amazing grace
Er segnet, was wir tun, an jedem Tag.
Er hat uns durch die Zeit begleitet
und bleibt bei uns, was immer kommen mag.
 
Ihm gehört vor allem andren unser Dank.
In guter und in schwerer Zeit.
Seine Liebe brachte uns zusammen.
Und unser tun ist immer ihm geweiht.
 
Am Ende Gott. Gott ist die Liebe.
Das machen wir durch unser tun bekannt…
Er gibt nicht nur den kleinen Finger
Er reicht uns allen gnädig seine Hand.

 

Hundert Jahre Radio…

Zum Jubiläum gibt es eine ganze Reihe von Sendungen in der Mediathek von DeutschlandRadio. Im Oktober 1923 begannen in Deutschland mehrere Radiosender mit einem Informations- und Unterhaltungs-Programm. Nur sehr wenige Menschen haben damals die zwei Mark bezahlt, die die Erlaubnis zum Rundfunkempfang kostete.

Nach einer Erprobungsphase, die schon 1920 anfing, mit einem Sender auf dem „Funkerberg“ in Königs Wusterhausen, wenige Kilometer vor den Toren Berlins, begann mit diesem Start eine Aera von Kunst und Kultur, Sport und Politik, Wissenschaft und – ja, auch Werbung.

In der Weimarer Republik wurden über diese Medium Sendungen ausgestrahlt, die zur Unterhaltung und zur Bildung der Menschen in Deutschland und darüber hinaus beitragen sollten. Über Langwelle und Mittelwelle konnten regionale Sender empfangen werden. Über Kurzwelle waren wegen besonderer physikalischer Eigenschaften der Erdatmosphäre auch weit entfernte Sender aus Frankreich, Großbritannien, Italien usw. zu hören.

Radieempfänger waren zunächst sehr teuer und kosteten schon einmal ein Monatsgehalt. Wer in der Nähe eines Sendemasten wohnte, konnte sich aber mit Draht, einer Spule, einem Germaniumkristall aus der Apotheke und einem Telefonhörer einen brauchbaren Ersatz basteln. Wahrscheinlich wurde von Anfang an auch schwarz gehört, ohne Gebühren zu zahlen.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Radio als Massenmedium vor allem für Propaganda mißbraucht, die Sender mit ihren Medienhäuser brachten nur noch die Stimmen der herrschenden Partei und ihrer Führung zu Gehör. Extra zu diesem Zweck wurden sehr billige Radiogeräte entwickelt, die für ein Viertel des herkömmlichen Preises zu haben waren und bald in jedem deutschen Haushalt standen.

In Kriegszeiten half das Radio außerdem, Kontakt zwischen den Menschen an der Front und ihren Angehörigen zu Hause zu halten – und nach dem Krieg wurden Suchmeldungen und Vermisstenanzeigen gesendet, über viele Jahrzehnte lang…

In Berlin schafften Sender wie BBC, RIAS, AFN und andere nach dem Krieg ein ganz neues Zusammengehörigkeitsgefühl und eine urbane Identität für die Berliner und die Soldaten der Besatzungsmächte zu entwickeln. Als „Insulaner“ empfanden sie sich alle.

Das Fernsehen und das Internet haben das Radio nicht ersetzt, sondern ergänzt und seine Wirkung verstärkt. Noch immer gibt es täglich Situationen, die allein dem Radio vorbehalten bleiben: der Radiowecker auf dem Nachttisch, das Autoradio auf dem Weg zur Arbeit und das kleine Kofferradio in der Gartenlaube haben bei vielen Menschen einen festen Platz im Alltag.

Nicht zuletzt bieten Sender wie die Deutsche Welle Nachrichten und Kultur für Deutsche im Ausland auf der ganzen Welt.

Hier sind für Euch zwei Links in die Mediathek von Deutschlandradio;

Eine spezielle Jubiläums – Kooperation der drei Sender unter dem Dach „Deutschlandradio“

https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=dira_DLF_91da7b4d

Der Mittschnitt der Langen Nacht zum Jubiläum „100 Jahre Radio in Deutschland“

https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.3265.de.html?mdm:audio_id=dira_DRK_7ddba79d

Jetzt ist aber mal gut!

Erntedank-Altar in Rotberg

„Jetzt ist aber mal gut!“ – Immer wieder einmal treffe ich die Mutter mit den drei Kindern im Supermarkt bei mir an der Straße. Während Mama einkauft, wirbeln die Kleinen durch die Gänge auf der Suche nach besonderen Schätzen. So finden nach und nach eine Tüte Gummibärchen, eine Dose Schokoriegel, ein Kästchen Schaumküsse den Weg in den Einkaufswagen. Wenn die Kinder aber noch mit Kartoffelchips, Limonade und Lakritzschnecken ankommen, sagt die Mama streng und bestimmt: „Jetzt ist aber mal gut!“

Jetzt ist aber mal gut! Das möchte man auch so manchem Zeitgenossen sagen, der einfach nicht genug bekommen kann. Beispiele fallen uns viele ein: der Fußballprofi, der für viele Millionen Euro den Verein wechselt, der Schauspieler, der Millionen Dollar für eine Fernsehserie gezahlt bekommt, der Topmanager, der pro Sekunde mehr verdient als andere in einer Woche… Ich will hier keinen Sozialneid schüren, ich habe auch viel zu wenig Ahnung von finanziellen Strukturen der internationalen Wirtschaft; aber warum in vielen Ländern drei Prozent der Bevölkerung die Hälfte des Geldes besitzen und das arme Drittel nur das Nötigste zum Überleben hat, das will mir nicht in den Sinn… Wenn dann noch gejammert wird, wie schlecht es der Wirtschaft geht, dann will ich auch sagen: Jetzt ist aber mal gut!

In der Bibel kommen die reichen Menschen oft schlecht weg. Wir erinnern uns alle an den Seufzer Jesu: „Wie schwer ist es für einen, der viel besitzt, in das Königreich Gottes zu kommen!“ Und wir erinnern uns auch an die Mahnung: „Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo der Rost frisst und die Motten zerstören, sondern sammelt Reichtum im Himmel, der ewig bleibt.“ Schon im Buch des alten Bundes heißt es: „Ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums und ein Starker nicht seiner Stärke, sondern wer sich rühmen will, der rühme sich der Weisheit, dass er Gott, den Allmächtigen erkennt und seine Gebote hält und nach seinem Gesetz lebt…“

Dabei ist Jesus nicht pauschal gegen den Reichtum eingestellt. Er hat mit Armen und Reichen gefeiert, hat Habenichtse und Wohlhabende berufen und sogar zu einem kleinen „Prinzen“ gesagt „Du bist nicht fern dem Reich Gottes!“

Auch in der Gleichniserzählung vom reichen Kornbauern wird der kluge Landwirt nicht deshalb kritisiert, dass er verantwortlich mit seinem Reichtum umgeht. Er tut doch nur, was vernünftig ist und was wohl auch jeder von uns tun würde: rechtzeitig planen, klug investieren, im richtigen Moment sparen und verantwortlich und nachhaltig vorsorgen.

Es geht nicht einmal darum, dass er nicht bereit ist, zu teilen und von seinem Reichtum abzugeben an die anderen in Not.

Was Jesus aber kritisiert: dass der Reiche sich nach aller seiner Arbeit zurück lehnt und denkt, nun kann nichts mehr passieren, ich habe ausgesorgt.

Er will nun leben, als ob es Gott nicht gibt; er glaubt, dass er so leben kann, weil er Gott gar nicht mehr braucht. Um alles hat er sich selbst gekümmert. Und das ist sein großer Fehler: Schon morgen kann doch sein Leben zu Ende sein – wem wird dann der ganze Reichtum nützen?

Jesus kritisiert die Menschen, die sich nur auf ihren Reichtum verlassen und nicht auf Gott vertrauen, er stellt Menschen infrage, die sich nur auf ihre eigene Kraft stützen und die Hilfe Gottes nicht wahrnehmen, die immer die materiellen Bedürfnisse und die Sorgen um die eigene Sicherheit über alles andere stellen, mehr achten als Solidarität und Nächstenliebe, Glauben und Vertrauen auf Gott. Da ist es, als ob er sagt: Nun ist aber mal gut!

Ich habe oft den Eindruck, dass Geiz und fehlendes Mitgefühl mit dem „Nächsten“ in Wirklichkeit aus der Angst heraus kommt, selbst nicht genug zu haben. Selbst, wenn die Speicher voll sind, die Silos gefüllt und die Lager bis unters Dach mit Waren gefüllt – es könnte doch nicht ausreichend sein. Wenn Trockenheit und Dürre kommen, wenn es eine Überschwemmung gibt oder ein Erdbeben, wenn Krieg ausbricht oder Flüchtlinge in Massen kommen, dann ist es doch besser, man hat vorgesorgt, oder? Dann muss man nicht beten, muss kein Gottvertrauen haben, dann ist man selbst seines Glückes Schmied.

Sorgen um die Zukunft machen sich dennoch viele Menschen in Deutschland. Sie fürchten, dass alles noch viel schlimmer wird und das die Sicherheit und der gesellschaftliche Friede bedroht ist und bleiben wird. Objektiv gesehen ging es aber noch nie so vielen Menschen in Deutschland so gut wie jetzt. Trotz Krieg in der Ukraine, trotz Extremwetter in vielen Teilen der Welt, trotz Inflation und steigender Preise für Energie und Lebensmittel floriert die Wirtschaft, wird reichlich geerntet, sind Speicher und Kassen voll.

Im Vergleich zur wirtschaftlichen Lage in anderen europäischen Ländern steht Deutschland gut da.

Es liegt im politischen Interesse einiger Parteien, die „Gesamtsituation“ schlecht zu reden, vor Chaos und Unordnung zu warnen und Ängste zu schüren. Vielleicht liegt darin ja in Wirklichkeit die eigentliche Gefahr.

Der Kirchenkreis Schöneberg, in dem ich noch vor zehn Jahren gearbeitet habe, hat eine Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Botshabelo in Südafrika. Einmal kam eine Delegation von zwanzig Frauen von dort nach Berlin und begleitete vier Wochen lang unsere Arbeit.

Am Ende dieser Zeit erklärten sie uns: Ihr habt so viele schöne Gebäude, viele gut ausgebildete Leute, so viele Möglichkeiten, Gottesdienste zu feiern und Konzerte zu veranstalten, aber ihr seid oft so freudlos und beinahe verängstigt. Ihr seid nicht begeistert und dankbar für alles, was Gott euch schenkt. Ihr habt Angst, dass die gute Zeit bald wieder vorbei sein könnte, darum genießt ihr nicht, was ihr habt. Ihr könntet ohne Ende singen und tanzen und Gott loben, statt dessen redet ihr in euren Versammlungen über die Bildung von Rücklagen und über Sparmaßnahmen in der Kirche. Wir können euch darin nicht verstehen. Vor lauter Sorge um die Zukunft könnt ihr in der Gegenwart nicht leben.

Ich will lernen, auch in diesen Zeiten auf Gott zu vertrauen. Ich will lernen, dankbar in der Gegenwart zu leben, weil es eben auch eine Zeit in der Gegenwart Gottes ist.

Einer der Namen, die das jüdische Volk für Gott gefunden hat, ist Jahwe jireh, Gott ist unser Versorger. Als Israel durch die Wüste zog, versorgte er sie am Morgen mit dem Manna und am Abend mit dem Fleisch von Wachteln. Er führte sie in das Land, wo Milch und Honig fließt. Und selbst in den schwersten Zeiten hat Israel an diesem Bekenntnis festgehalten: Gott ist Jahwe jireh – unser Versorger.

Ich rede selten politisch in meiner Predigt, heute – denke ich – muss ich es einmal tun: Wer an Gott glaubt, muss nicht herein fallen auf die Reden von Politikern, die mit Angst zu manipulieren versuchen. Wenn am nächsten Sonntag hier die kommunalen Vertretungen gewählt werden, müssen wir nicht auf die hören, die Angst machen vor Einwanderern aus Ländern in denen sie verfolgt werden. Wir müssen nicht auf die hören, die die Reichen noch reicher machen wollen auf Kosten der Armen. Wir müssen nicht auf die hören, die uns eine trügerische Sicherheit versprechen auf Kosten von Menschenwürde und Menschenrechten…

Genug davon!

„Schaut die Vögel unter dem Himmel an und die Lilien auf dem Feld. Sie sorgen sich nicht um die Zukunft, und doch ernährt sie Gott! Darum sorgt auch ihr nicht nur für eure Nahrung, fragt euch nicht ‚Was werden wir anziehen?‘ Gott weiß doch, was ihr braucht. Darum sorgt euch nicht um den morgigen Tag. Es ist genug, wenn ihr im Heute Mühe und Arbeit habt…“ So sagt es Jesus den Seinen. Und so will auch ich glauben und vertrauen.