Kann man Gott beweisen?

Kann man beweisen, dass es Gott gibt?

Viele Gläubige haben Erfahrungen gemacht, die für sie ein Beweis dafür sind, dass Gott sie sieht und an den wichtigen Stationen ihres Lebens bei ihnen ist. Gebete wurden erhört: kritische Lebenssituationen fanden ein gutes Ende, Probleme ließen sich unerwartet leicht lösen… Zuletzt sagen Glaubende dankbar: Gott hat mich begleitet und geführt, er hat mich gesegnet. Diese Erfahrungen sind für sie selbst eine Bestätigung dafür, dass ihr Glaube nicht vergeblich und leer ist, dass sie einen festen Grund für ihre Hoffnung haben. Solche Erfahrungen stärken den Glauben, das Vertrauen auf Gott, und bringen die Glaubenden dazu, sich auch in Zukunft darauf zu verlassen, dass Gott in ihr Leben eingreift, Gutes bewirkt und Schlimmes verhindert.

Menschen, die nicht an Gott glauben, werden diese Erfahrungen aber anzweifeln, andere Erklärungen für die „Wunder“ suchen und finden. Der Glaube an Gott ist für sie eine Selbsttäuschung, ähnlich wie die Hoffnung, dass ein Hufeisen Glück bringt und dass es ein gutes Vorzeichen ist, wenn man vierblättriges Kleeblatt findet.

Ungläubige Menschen vergleichen uns mit ängstlichen Kindern, die im Dunklen pfeifen und Trost bei ihrem Kuscheltier suchen. Sie sagen: Glaubende verlassen sich auf eine Art „imaginären Freund“ und lassen sich von solchen Vorstellungen von einem höheren Wesen beruhigen. Religion ist nur „Opium für das Volk“, eine Methode, die Menschen in Sicherheit zu wiegen und sie von dem Kampf für ihre eigenen Interessen abzuhalten.

Immer wieder wurde in der Geschichte der Theologie versucht, „Beweise“ für die Existenz Gottes zu finden, logische, mathematische oder philosophische Gründe für das Dasein Gottes aufzuführen, denen auch ein nur weltlich denkender Mensch am Ende nicht mehr widersprechen kann.

Die Erkenntnis, dass alles, was geschieht, eine Ursache haben muss, dass man immer wieder Fragen kann, „Was ist der Grund dafür?“ führt zwangsläufig dahin, dass es ein erstes Ereignis gegeben haben muss, das selbst nicht in irgendeiner Weise begründet und verursacht ist, einen „ersten Beweger“ – und das ist Gott. Es muss eine Art „größten Gedanken“ geben, etwas, das größer nicht gedacht werden kann – und ein Gott, den es gibt, ist ja sicher größer als einer, den es nicht gibt – also muss es logischerweise einen Gott geben, der existiert. ..

Ein anderer, ziemlich skurriler „Gottesbeweis“ findet sich in dem Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Der „Babelfish“ ist eine typische Adams-Kreation: Ein Fisch, den sich die Bewohner sämtlicher Galaxien ins Ohr stecken, weil er die Gabe hat, alle Sprachen simultan übersetzen zu können.

„Ich weigere mich zu beweisen, dass ich existiere”, sagt Gott, „denn ein Beweis
ist gegen den Glauben, und ohne Glauben bin ich nichts!”
„Aber”, sagt der Mensch, „der Babelfisch ist doch eine unbewusste Offenbarung,
nicht wahr? Er hätte sich nicht zufällig entwickeln können. Er beweist, dass es
dich gibt, und darum gibt es dich, deiner eigenen Argumentation zufolge, nicht.
Quod erat demonstrandum.”
„Ach, du lieber Gott”, sagt Gott, „daran habe ich gar nicht gedacht”, und löst
sich in ein Logikwölkchen auf. „Na, das war ja einfach”, sagt der Mensch und
beweist, weil’s gerade so schön war, dass schwarz gleich weiß ist, und kommt
wenig später auf einem Zebrastreifen ums Leben.“

.

Von dieser Art und geistigen Durchschlagskraft sind die meisten Gottesbeweise – und sie alle lassen sich auch widerlegen. Fast immer führen sie auch nur zu einer Art Theorie, die über den Gott der Bibel nichts aussagt: Wenn es einen ersten Beweger gegeben hat, könnte er auch danach die Welt völlig sich selbst überlassen haben, ohne je wieder in seine Schöpfung einzugreifen. Ein „erstes Prinzip“ ist aber nicht der Gott, den Jesus Christus seinen „Vater“ nannte, zu dem man beten kann und der die Glaubenden in guten wie in schweren Zeiten durch das Leben begleitet. Ein solcher Gott ist kein Grund zur Hoffnung.

In der Bibel werden Erfahrungen als eine Art Gottesbeweis berichtet: Jesus war mit seiner Mutter und einigen seiner Jünger auf eine Hochzeit in dem kleinen Ort Kana in Galiläa eingeladen. Dort ging bei dem Fest der Wein aus, und Jesus wandelt Wasser in Wein. So offenbarte er „seine „Herrlichkeit“, und seine Jünger glaubten an ihn.

Auch Moses soll Gott „mit eigenen Augen“ gesehen haben, im brennenden Dornbusch, in der Feuersäule, die das Volk Israel durch die Wüste führte.

Den schönsten Gottesbeweis habe ich – Sie werden lachen – bei Berthold Brecht gefunden: In seinen „Geschichten von Herrn K.“ findet sich folgender kleine Dialog:

Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe.
Herr K. sagte: „Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der
Antwort auf diese Frage sich ändern würde.
Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallen lassen.
Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich
sein, dass ich dir sage, du hast dich schon entschieden:

Du brauchst einen Gott.“

.

In der Bibel werden Erfahrungen als eine Art Gottesbeweis berichtet: Jesus war mit seiner Mutter und einigen seiner Jünger auf eine Hochzeit in dem kleinen Ort Kana in Galiläa eingeladen. Dort ging bei dem Fest der Wein aus, und Jesus wandelte Wasser in Wein. So offenbarte er „seine „Herrlichkeit“, und seine Jünger glaubten an ihn.

Auch Moses soll Gott „mit eigenen Augen“ gesehen haben, im brennenden Dornbusch, in der Feuersäule, die das Volk Israel durch die Wüste führte. Solche Zeichen – sie doch wohl eher symbolisch verstanden werden müssten – sind Chiffren für eine Erfahrung, die eben so wirkmächtig ist wie ein unwiderlegbarer Gottesbeweis. „Ich liebe den Herrn, denn er hat mein Gebet gehört / meine Augen haben seine Wundertaten gesehen!“ heißt es begeistert in einem Loblied für Gott, in einem Psalm.

Beweisen, denke ich, kann man Gott nicht; man wird es nie können.

Die Frage, ob man Gott „braucht“, um ein sinnvolles Leben zu führen, ist eine ganz andere – und meiner Ansicht nach viel interessanter.

Wetterfühlig…

Schon seit meiner Teenagerzeit kann ich spüren, wenn ein Gewitter aufzieht. Einen halben Tag vorher ist der Himmel noch blau, keine Wolke zu sehen, alles eitel Sonnenschein. Aber ich bin aufgeregt, fürchterlich nervös und unruhig. Mich treibt dann eine Art Fluchtreflex, als wäre ich ein Kaninchen, das vor den ersten Regentropfen unbedingt noch in seinen Bau will. Erst Stunden später wird es dunkel und schwül, dann spüren auch die anderen um mich herum, dass es Zeit ist, aus dem Wasser zu kommen, die Wäsche von der Leine zu nehmen und die Fenster zu schließen.

Dieser sechste Sinn ist nicht unfehlbar, aber in acht von zehn Fällen liegt er richtig. Ich kann diese besondere Spannung in der Luft über ein paar Dutzend Kilometer fühlen. Manchmal zieht der Sturm dann einen anderen Weg.

Wenn es um Spannungen zwischen Menschen geht, ist mein Gefühl leider nicht so gut entwickelt. Da ist oft der Streit schon explodiert, bevor ich überhaupt mitbekomme, welche Wolken sich da zusammen ziehen…

Du bist ein Gott, der mich anschaut…

Gedanken zur Jahreslosung 2023

Es tut gut, wenn jemand mich sieht. Wenn jemand mich wahrnimmt, auf mich achtet und danach fragt, wie es mir geht. Es tut gut, wenn jemand meine Sorgen zu seinen macht, sich um mich kümmert. Wenn jemand da ist für mich.

„GOTT sieht mich.“ Dieser kurze Satz, der im kommenden Jahr 2023 die Jahreslosung ist, stammt aus dem 1. Buch Mose. Dort wird erzählt, wie Hagar, die Magd des Stammvaters Abraham, aus ihrer Heimat vertrieben wird. Ihre Wohnung, ihre Familie, ihre Arbeit und ihr Lebenssinn sind ihr genommen worden. Verloren sitzt sie mit ihrem Sohn in der Wüste.

Und dort erlebt sie – gerade dort, wo alles  hoffnungslos scheint – dass Gott sich um sie kümmert.

In der Wüste spricht Hagar ihr Glaubensbekenntnis „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Wir wissen alle nicht,  was uns im kommenden Jahr in die Wüstenzeiten unseres Lebens treibt. Aber vertrauen dürfen wir darauf, dass Gott uns begleitet, dass er mitgeht und trägt und hilft. Dass er da ist. Dass er uns sieht.