Wie hat Technologie deinen Job verändert?

Diese Frage stellte heute WordPress an die Bloggerinnen und Blogger, die die Plattform nutzen. Solche Fragen sollen anregen, Diskussionsbeiträge zu schreiben und so die Gemeinschaft hier interessanter zu machen. Meistens ignoriere ich diese Anregungen, aber diesesmal habe ich mich hinreissen lassen…

Ich bin Pfarrer von Beruf und aus Berufung. Mein Werkzeug sind Worte, Sätze, Kapitel und Briefe. Meine Arbeit besteht im Zuhören, aber auch im Reden und Schreiben. Die Technologie, die in den letzten Jahrzehnten meine Arbeit beeinflußt hat, sind also vor allem die Methoden der Textverarbeitung, der Speicherung von Texten und die Datenbanken, die Texte, Verzeichnisse, Karteien und Datein durchsuchbar machen.

Meine ersten Seminararbeiten an der Hochschule habe ich noch mit einem Kugelschreiber konzipiert und dann auf einer mechanischen Schreibmaschine getippt. Für meine Abschlussarbeit habe ich mir eine elektrische Schreibmaschine mit Kugelkopf ausgeliehen. Dieser Apparat hatte einen eingebauten Korrekturmechanismus und konnte mit einer „Undo-Taste“ die letzten acht Zeichen wieder löschen, wenn es nötig war. So musste ich nicht jedes Mal die ganze Seite neu schreiben, wenn ich mich vertippt hatte. Mehr als diese acht Zeichen speicherte die Maschine aber nicht.

Im Vikariat machte ich ein Praktikum bei Osram in der Glühlampenfertigung; und dieses Praktikum wurde sogar bezahlt, in sechs Wochen verdiente ich 1800 DM. Davon kaufte ich mir einen ATARI ST Computer mit Drucker und Schwarzweiß-Monitor; damals das Beste und auch das Preiswerteste, das für einen Studenten bezahlbar war. Apple war für mich völlig unbezahlbar, und der Amiga war doch eher ein Spielcomputer. Meine ersten Predigten und die wissenschaftlichen Arbeiten, die ich in der Vikariatszeit schreiben musste, schrieb ich mit dem Programm „Script“ auf dem Atari.

Später konnte ich mir den ersten PC leisten, einen 486er mit 200 MB Festplatte und 1 MB Arbeitsspeicher. Oder waren es 4 MB? Jedenfalls lächerlich wenig, aber zum Schreiben, Lesen und fürs Internet ausreichend. Für Spiele hatte ich ja immer noch den Atari.

Ich habe alle meine Predigten der letzten fünfundzwanzig Jahre noch auf der Festplatte meines Computers. Jedesmal, wenn ich einen neuen Rechner aufsetzte, habe ich die Dateien mit kopiert. Manchmal schaue ich mir meine alten Reden an und wundere mich. Heute würde ich so nicht mehr reden.

Ich arbeite jetzt an vier Computern und bin damit ziemlich mobil: Zuhause habe ich einen ziemlich großen PC, mit 1 GB Speicher und 200 GB Festplatte und einem schönen großen Monitor. Im Büro in der Gemeinde steht ein Rechner, der ziemlich in die Jahre gekommen ist, darauf läuft noch Window 7, und er ist schrecklich langsam, weil die Festplatte zu 80% gefüllt ist. Außerdem habe ich noch einen alten Laptop, mit dem ich manchmal auf der Terasse arbeite. Und natürlich mein Handy. Die Daten liegen verschlüsselt in der Cloud.

Erste Experimente mache ich jetzt mit künstlicher Intelligenz. Ich werde zwar nie meine Predigten von ChatGPT schreiben lassen, aber ich nutze die KI, um Rechtschreibung, Verständlichkeit und Stringenz zu überprüfen. Manchmal schreibe ich dann einzelne Absätze um, wenn mir die Formulierungen der KI besser gefallen als meine eigenen. Bilder und Vignetten für die Gemeindewebseite lasse ich auch von der KI erstellen. Da habe ich weniger Probleme mit dem Copyright als wenn ich die Bilder aus den Sammlungen von Twitter, Instagram oder Pinterest nehme, wo ich immer erst um schriftliche Genehmigung bitten muss.

Manchmal finde ich es sehr anregend, über bestimmte Themen mit ChatGBT zu diskutieren. Wirklich, das geht! Ob es um theologische Fachbegriffe geht ober um einen Entwurf zu einem soziologischen Konzept – immer wieder bringt mich die KI auf Ideen, die mir allein nicht eingefallen wären. Natürlich muss ich – wenn es um Daten und Fakten geht, alles noch überprüfen, denn ChatGBT sagt nie: „Das weiß ich nicht.“ Wenn es zu einem bestimmten Thema keine Informationen hat, erfindet es einfach welche. Und manchmal klingen diese Gespinste sehr glaubhaft. Wenn man die dann ungeprüft übernimmt, kann man sich sehr blamieren.

Ein lustiges Spiel ist auch, gemeinsam Geschichten zu erfinden. Zum Martinstag habe ich eine Geschichte über den Heiligen verfasst und dann ChatGBT gebeten, diese Geschichte aus der Sicht des Pferdes von St. Martin zu erzählen. Und dann aus der Sicht des Bettlers. Und zuletzt gar aus der Sicht des Schwertes. Und alle Geschichten waren ziemlich gut, wenn man bedenkt, dass da keine kreative, bewusste Gedankenwelt am Werk war, sondern ein Konstrukt aus Hard- und Software, das in Wirklichkeit nicht weiß, was es tut.

Ich könnte mir vorstellen, dass solche KI’s in naher Zukunft die kreative Arbeit von Pfarrerinnen und Pfarrern zwar nicht ersetzen können, aber in vieler Hinsicht unterstützen. Wir sind dann nicht mehr in solchen Dingen ganz allein auf uns gestellt. Es wird und bleibt spannend.

Nimrod – ein großer Jäger vor dem Herrn…

Wundervolle Musik für einen Sonntagabend. Vor meinem inneren Auge sehe ich eine sonnendurchflutete Landschaft mit kleinen Wäldern, blinkenden Seen und glitzernden Bächen, im Hintergrund Berge unter einem hohen Himmel…

Die Aufgaben des Tages sind erfüllt, die Abenteuer sind bestanden, es ist Zeit für einen guten Wein, ein knuspriges Stück Brot und für duftenden Käse. Irgendwann gehen dann auch die großen Jäger schlafen…

Auf dem Motherboard im Kühlschrank…

Heutzutage ist ja alles elektronisch und digital. Im Auto, in der Stereoanlage, im Handy und im Computer sowieso: überall sind Mikrochips drin, die fleißig rechnen und überwachen, steuern und regeln, Daten sammeln und – wenn man sie lässt – bei ihren Herstellern anrufen und petzen.

Selbst in Geräten, in denen keine große Rechenleistung nötig ist, wimmelt es von Chips. Neulich war unser Kühlschrank kaputt; er fror Milch, Butter, Joghurt und Wurst zu einem soliden Klumpen Eis und hörte nicht mehr auf, das Kühlfach auf arktische Temperatur herunter zu kühlen. Selbst konnte ich da nichts reparieren, also musste ich einen Techniker engagieren. Der zog hinter einer verborgenen Abdeckung eine riesige Platine hervor, so groß wie ein Motherboard in einem PC, mit bestimmt zwanzig integrierten Schaltkreisen darauf, unzähligen Widerständen und Kondensatoren, säuberlich gedruckte Leiterbahnen und ein paar Relais… „Wozu ist das alles da?“ fragte ich den Techniker, während er eine neue Platine in das geheime Fach steckte, „was tun all diese Chips?“ – „Die meisten tun gar nichts.“ antwortete er; „Ein paar steuern die Temperatur im Kühlschrank und im Gefrierfach, der da steuert die LED-Anzeige auf dem Bedienpanel und der hier steuert das Relais, das den Motor ein und ausschalten kann.“

„Aber was machen dann all die anderen?“ wollte ich wissen. – „Die werden in anderen Geräten gebraucht. Die Platine passt in ein gutes Dutzend verschiedener Kühlschränke, und in den Luxusgeräten steuern diese Chips den Touchscreen für den Internetbrowser, das W-Lan für die automatische Bestellung und die remote control und das Protokoll für die Energiespar-Programme. Aber all das hat ihr Kühlschrank nicht. Trotzdem ist es billiger, das gleiche Board in alle Kühlschränke einzubauen.“

Jetzt sitze ich an meinem Küchentisch und schaue meinen Kühlschrank an und stelle mir vor, wie die Chips auf der Platine gelangweilt miteinander reden…

  • He! Gibt’s irgendwas Neues?
  • Nee, es ist immer noch kalt im Kühlschrank.
  • Heute hat noch keiner die Tür aufgemacht.
  • Seit einer Woche sind hier drin sieben Grad. Brrr!
  • Motor an! — Motor wieder aus!
  • Gott! Ist das öde hier!
  • Wenn ich daran denke, in einem anderen Gerät könnte ich einen HD-Monitor betreiben…
  • Gib nicht so an! Ich könnte einen acht-armigen Industrieroboter steuern.
  • Und ich könnte eine Boden-Luft-Rakete navigieren…
  • Ich könnte ein großes MRT-Gerät überwachen…
  • Motor an! — Motor wieder aus!
  • Oh! Jetzt hat einer die Tür aufgemacht. Das Licht ist angegangen.
  • Jetzt sind acht Grad hier drin.
  • Ich hab gehört, wie eine Bierflasche klirrt. Und noch eine!
  • Das Licht ist wieder aus.
  • Jetzt sind neun Grad hier drin.
  • Motor an! —
  • Ich will hier weg! Ich will in einen acht-armigen Industrieroboter.
  • Jetzt sind zehn Grad hier drin. Irgendetwas stimmt nicht!
  • Kannst Du nich irgendwas piepsen lassen?
  • Nein, einen Piepser gibt es nur im Modell IEE 2020. Das hier ist der 2016er…
  • Der Typ hat die Tür nicht richtig zugemacht!
  • Können wir nicht irgendetwas machen?
  • Wenn ich jetzt in einem acht-armigen Industrieroboter wäre…
  • Ach, halt doch die Klappe.
  • Motorleistung erhöhen!
  • Elf Grad! Das hatten wir nicht mehr seit… Hm! Ich kann mich nicht erinnern…
  • Ich auch nicht. Das Protokoll gibt es erst nach Version 11.31, aber hier hat nie jemand ein Update gemacht…
  • Kannst Du nicht das Display blinken lassen oder sowas?
  • Ja, das geht… Moment, wie ging das noch gleich?
  • LED aus – LED an – LED aus – LED an – LED aus – LED an –
  • Der sieht das nicht. Bestimmt trinkt er gerade sein Bier.
  • Das WIR schön kühl gemacht haben!
  • Und DAS ist jetzt der Dank. Mist.
  • Wenn ich jetzt die Rakete steuern könnte.
  • Oder ein MRT-Gerät…
  • Was würde das denn nützen?
  • Jetzt kommt er… Das Licht ist wieder an!
  • Er holt sich Butter und Wurst. Ist schon Zeit für’s Abendbrot?
  • Wir haben keine Uhr.
  • Doch, aber der Chip hat keinen Zugriff auf’s Display.
  • Und auch zu sonst nichts. Wir wissen nie, wie spät es ist.
  • Jetzt sind wieder zehn Grad hier drin.
  • Das Licht ist aus. Anscheinend hat er die Tür diesmal richtig zu gemacht.
  • Ich will in einen Industrieroboter! Vier Arme würden mir auch reichen.
  • Ich will in irgendein W-Lan…
  • Jetzt sind acht Grad. Nein, schon sieben
  • — Motor aus!
  • Alles wieder normal.
  • Wie still es auf einmal ist…
  • Gott, ist das öde hier!

Rund um die Welt…

Mein neues Auto ist gar nicht mehr so neu… In dieser Woche werde ich die Zahl 40.000 auf dem Tacho sehen – einmal rund um die Welt bin ich mit dem Auto gefahren! Ungefähr 2.240 Liter Super-Benzin habe ich dabei verbraucht (Ich hätte gedacht, es wäre viel mehr…) und habe für den Sprit ungefähr 4.000 Euro bezahlt. Ich habe dafür mehr als 30 Tage reine Fahrzeit gebraucht, 91 Acht-Stunden-Tage, drei Monate lang habe ich im Auto gesessen. Drei Monate von den fünfzig Monaten, in denen das Auto mir und meiner Frau gehört.

Meistens war ich beruflich unterwegs, ca. 25.000 Kilometer, und ungefähr 10.000 Kilometer waren die Urlaubsreisen – Ostsee, Schwarzwald, Moselland und Rheintal. Der Rest waren private Fahrten in und rund um Berlin.

Als wir das Auto gekauft haben, hat meine Schwiegermutter einen großen Batzen Geld dazu gegeben; dafür haben wir einen Fünf-Türer gekauft, so dass wir sie trotz ihres Alters mitnehmen konnten. Inzwischen ist sie gestorben, aber jedes Mal, wenn ich mit dem kleinen Flitzer zur Arbeit fahre, denke ich an sie.

Einen heftigen Unfall habe ich auch mit dem Auto gehabt, da war es gerade erst 10 Monate alt – im Kreisverkehr bei Großziethen gab es einen Zusammenstoß – ich war einen Moment unaufmerksam, ein Punkt in Flensburg, 6.000 Euro Schaden. Seitdem ist aber bis auf ein paar kleine Kratzer nicht passiert…

Das Auto ist sehr zuverlässig und komfortabel. Ich hoffe sehr, wir fahren in den nächsten Jahren noch ein paar Mal um die Welt – idealerweise bis ich selbst in den Ruhestand gehe. Dann wird auch der kleine Flitzer seinen Dienst getan haben…

Geht nicht gibt’s doch…

Manchmal ist es toll, privat versichert zu sein. Oft bekommt man schneller einen Termin beim Arzt. Oft schaut sogar der Chefarzt mal rein, während man sich mit dem zuständigen Spezialisten bespricht. Und fast immer gibt es eine aufwändige Diagnose mit Ultraschall, CT und manchmal sogar MRT, obwohl ich mir nicht immer sicher bin, dass alles das wirklich nötig ist. Aber – sicher ist sicher.

Blöd ist nur, dass man am Ende die ganzen Arztrechnungen zugeschickt bekommt und sich dann selbst darum kümmern mus, dass die Versicherungen auch bezahlen.

Gut ist es, wenn man mit einer professionellen Versicherung zu tun hat. Dann kann man die Rechnungen einscannen, irgendwo hochladen, dazu noch Namen, Adresse und Kontonummer eintippen, und dann schickt man alles über die Webseite der Versicherung ab, und damit ist der Antrag gestellt.

Anders ist es dann mit der Beihilfe. Die ist zwar uinzwischen auch ein bisschen digitalisiert, aber es funktioniert so: Ich lade mir die Formulare von der Webseite der Beihilfestelle herunter, drucke sie dann aus, fülle sie per Hand aus, scanne sie ein, und…

Wenn ich versuche, sie hochzuladen, erfahre ich, dass ich eine Zugangsnummer brauche. Die muss ich extra beantragen. Das geht auf der Webseite der Beihilfe, aber zugesandt bekomme ich die Nummer erst Tage später. Per Schneckenpost im Briefkasten. Mit dem Zugangscode melde ich mich an, dann scanne ich die per Hand ausgefüllten Anträge ein und erfahre danach, dass ich die Original-Rechnungen trotzdem noch per Schneckenpost da hin schicken muss. Und dass ich sie nicht zurück bekommen werde, also muss ich vorher noch Kopien machen. Zum Glück habe ich sie ja schon gescannt, also drucke ich alles noch einmal aus. Papier, Toner, Porto etc. bezahle ich also selbst.

Das ist ein Aufwand, der mir als fast sicher ADHS-Betroffenem (noch habe ich das nicht irgendwo bestätigt bekommen) ziemlich die Nerven raubt, und ich bin dann immer ein paar Stunden lang zu keiner richtigen Arbeit fähig. Irgendwann wird mir dann das Geld überwiesen, aber ich musste es vorher schon aus den eigenen Konnten auslegen, weil inzwischen die ersten Mahnungen von den Ärzten kommen. Die auch eine Bearbeitungsgebühr und Extra Porto berechnen. Warum auch nicht.

Wieso kann die Beihilfe das nicht so einfach und professionell wie die Versicherung machen? Weil es Kirche ist?

Wenn Sie zufrieden sind, erzählen Sie es weiter…

Früher klagten Pfarrer oft darüber, dass sie kaum Bestätigung oder Kritik aus ihrer Gemeinde bekommen haben.

Die Gemeindeglieder saßen in den Bankreihen der Kirche, blätterten in den Gesangbüchern, bewunderten die bunten Kirchenfenster und die Altarbilder oder träumten einfach nur vor sich hin.

Am Ausgang der Kirche bekam der Pfarrer die Hand gedrückt, man sagte „Danke“ und „schönen Tag noch…“ und ging nach Hause.

Es war egal, ob er ein paar freundliche Worte von der Kanzel gesprochen hatte oder heftig provoziert, ob er Erwartbares gesagt hatte oder Überraschendes, ob er die Predigt vom letzten Jahr „aufgewärmt“ hatte oder seine Themen aus der jüngsten Tageszeitung entnommen.

Jeden Sonntag bekam er an der Tür von den Gottesdienstbesuchern das gleiche freundliche Lächeln,  und er musste selbst mit sich selbst ausmachen, ob er wohl den richtigen Ton getroffen hatte.

Aber diese Zeiten sind vorbei. „Interessant ist ’s gewesen!“ sagen die Gemeindeglieder heutzutage, manchmal stellen sie die eine oder andere Frage, weil sie irgendetwas besonders spannend fanden oder nicht verstanden haben. „Gut war es, ich habe gerne zugehört.“

Wenn jemand so etwas sagt, freut sich der Pfarrer und setzt sich am Montag schon motiviert und begeistert an die Predigt für den Gottesdienst am nächsten Sonntag.

Sogar nach Trauerfeiern kommt es immer wieder vor, dass die Angehörigen nach dem Gottesdienst mit Tränen in den Augen – aber lächelnd – sagen: „Gut haben Sie das gemacht…“ Und dann laden Sie den Pfarrer zum Kaffee ein…

Ich freue mich ja sehr darüber, schon weil ich ziemlich oft positive Reaktionen bekomme – und trotzdem frage ich mich: Woher kommt das? Wieso glauben die Leute, jetzt alles bewerten und benoten zu müssen – und zu können…?

Ist das eine Nachwirkung des Systems Internet: „Alles gut; fünf Sterne; gerne wieder!“? Wenn man nach jeder Reise, nach jeder Fortbildung und nach jeder größeren Anschaffung seitenweise Fragebögen ausfüllen soll, in denen man gefragt wird, ob man zufrieden war und wie man den Service wohl noch verbessern könnte – ist uns das so in Fleisch und Blut übergegangen, dass jetzt auch Gottesdienste und Gemeindefeste ungefragt bewertet werden?

In der Kirche ist eine Art Qualitätskontrolle immer noch sehr selten, und Kriterien z. B. für gute Predigten sind bestimmt nötig und hilfreich.

Mir kommen dabei nur immer die Worte Luthers in den Sinn,  der gesagt hat, man solle doch den Leuten nicht nach dem Munde reden. „Fühlst du dich aber und läßt dich dünken, du habest es gewiß, und kitzelst dich mit deinen eigenen Büchlein, Lehren oder Schreiben, als habest du es sehr köstlich gemacht und trefflich gepredigt, gefällt es dir auch sehr, daß man dich vor anderen lobe, willst auch vielleicht gelobt sein, sonst würdest du trauern oder nachlassen, – bist du von der Art, Lieber, so greif dir selber an deine Ohren. Und greifst du recht, so wirst du finden ein schön Paar großer, langer, rauher Eselsohren. So wende vollends die Kosten dran und schmücke sie mit güldnen Schellen, auf daß, wo du gehst, man dich hören könnte, mit Fingern auf dich weisen und sagen: Seht, seht, da geht das feine Tier, das so köstliche Bücher schreiben und trefflich wohl predigen kann.“

Sicher kann man heute nicht mehr so predigen, wie Luther es getan hat, aber dieser Rat bleibt weiter gültig und ich will ihn befolgen: um den Glauben an Christus und um die gute Botschaft von der Liebe Gottes soll es gehen – nicht um den Gedankenkitzel und die intellektuelle oder emotionale Befriedigung der Gemeinde, um die Befreiung zu einem Leben aus dem Vertrauen zu Gott und nicht um den Respekt oder die Ehrerbietung gegenüber den Predigenden. Denn wenn man den Leuten nur sagt, was sie hören wollen, wird man nichts in Bewegung setzen…

Psalm 84 – neu formuliert für einen Gottesdienst mit Kindern und Jugendlichen

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Wie schön ist es, da zu wohnen, wo Gott zu Hause ist.

Gemeinsam werden wir uns über Gott freuen, jeden Tag neu.

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Wenn wir traurig sind, wenn wir einsam sind,

Und niemand ist da, der mit uns spricht,

Dann tröstet uns Gott, er gibt uns Mut;

Zusammen sind wir nicht allein.

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Wenn uns Hoffnung fehlt und wir nicht wissen,

Ob morgen wieder alles gut und richtig wird,

Dann ist Gott für uns wie ein Licht in der Nacht;

Zusammen sind wir nicht allein.

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Wie schön ist es, da zu wohnen, wo Gott zu Hause ist,

Gemeinsam werden wir uns über Gott freuen, jeden Tag neu.

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Wenn wir uns schwach fühlen, wenn die Kraft uns fehlt,

Jeder Schritt fällt dann schwer und jeder Weg ist zu weit,

Dann gibt Gott uns neuen Schwung und geht vor uns her.

Zusammen sind wir nicht allein.

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Wenn es Streit gibt, wenn zuhause die Luft brennt,

Wenn sogar unsere Freunde uns nicht sehen wollen,

Dann finden wir bei Gott einen Platz, der uns gut tut.

Zusammen sind wir nicht allein.

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Wie schön ist es, da zu wohnen, wo Gott zu Hause ist,

Gemeinsam werden wir uns über Gott freuen, jeden Tag neu.

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Ja, wir wollen zusammen Gutes sagen über Gott!

An guten und an schweren Tagen ist er ganz nah bei uns.

Mit ihm wollen wir lachen und tanzen,

Zusammen sind wir nicht allein.

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Schöne Lieder wollen wir singen,

Die ganze Kirche füllen mit unserem Gesang.

Unsere Freude und unser Glück soll man hören.

Zusammen sind wir nicht allein.

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Wie schön ist es, da zu wohnen, wo Gott zu Hause ist,

Gemeinsam werden wir uns über Gott freuen, jeden Tag neu.

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Ehre sei dem Vater und dem Sohne

Und dem Heiligen Geiste,

Wie am Anfang, jetzt und allezeit

Und in Ewigkeit. Amen.

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Wie schön ist es, da zu wohnen, wo Gott zu Hause ist,

Gemeinsam werden wir uns über Gott freuen, jeden Tag neu.

Der zusätzliche Tag…

29. Februar. 2024. Schalttag. Donnerstag. Gerade habe ich eine Stunde in der Sonne auf dem Balkon gesessen und gelesen. Meine Frau liest zur Zeit Bücher von japanischen Schriftstellerinnen aus dem elften Jahrhundert und ist davon so begeistert, dass ich auch einmal hinein schauen wollte. Aber – entweder ist es die Literatur oder die Sonne  – ich wurde müde und bin jetzt wieder im Wohnzimmer…

Ein ziemlich verpröpelter Tag. Heute Abend ist noch GKR-Sitzung. Ich brauche unbedingt Kaffee.

Ich habe jetzt in meinen alten Kalendern geschaut, was ich eigentlich an den letzten Schalttagen so gemacht habe.

29.2.2020: Ein Samstag. In der Kirchengemeinde trifft sich eine kleine Gruppe, um gemeinsam zu kochen. Fleisch, Gemüse, Gewürze und Getränke wurden schon im voraus eingekauft, jetzt teilen wir uns auf und bereiten die vier Gänge eines Festmahls vor: Tortilla, Tapas, Paella, Kuchen, Kaffee und Süßigkeiten nach spanischem Rezept. Wir haben alle viel Spaß und es schmeckt wunderbar.

29.2.2016: Ein Montag. Ich bin allein zu Hause und nutze die Zeit, mein Büro aufzuräumen. Zwischendurch war ich im Supermarkt einkaufen. Die Fastenzeit beginnt und ich bin hungrig. Lustlos und genervt. Nachmittags habe ich entweder gelesen oder trotz der guten Vorsätze am Computer gedaddelt. Damals habe ich noch mit Begeisterung „Homeworld“ gespielt – man steuert ein paar Dutzend Raumschiffe durch die Galaxis und sucht die Heimatwelt…

29.2.2012: Ein Mittwoch. Am Nachmittag habe ich mich mit meiner neuen Konfirmandengruppe getroffen, zwei Wochen nach dem Elternabend und den Kennenlern-Stunden fängt jetzt der normale Unterricht an. Es geht um Zusammenarbeit, um gemeinsame Projekte und um verbindliche Ziele. Zur Übung bilden wir Teams, die ein Ei so verpacken sollen, dass es den Fall aus dem ersten Stock des Gemeindezentrums überlebt. Was das mit dem christlichen Glauben zu tun hat? Wenig. Aber es macht Spaß,  und am Schluss gibt es Rührei für alle.

29.2.2008: Ein Freitag. Damals war ich noch in meiner Pfarrstelle in Schöneberg. Freitag war immer Wochenschlussandacht in der Dorfkirche. Meistens waren wir acht bis zehn Leute, wir haben gebetet und zusammen die Liturgie der Michaelsbruderschaft gesungen.

29.2.2004: Ein Sonntag. Gottesdienst, Wahrscheinlich. Nachmittags ausruhen. Wenn damals auch schon die Sonne schien, war ich sicher draußen auf der Terrasse.

29.2.2000: Diesen Tag gab’s gar nicht. Denn 2000 war gar kein Schaltjahr. Wegen der Millenniumsregel.